Organisator ist derjenige, der die Veranstaltung organisiert und dafür sorgt, dass es von Anfang bis Ende "Freie Systemische Aufstellungen" bleiben.
Aufsteller/Chef der Aufstellung: Das ist derjenige, der gerade ein eigenes Thema mithilfe von Stellvertretern aufstellt. Er ist der Chef seiner eigenen Aufstellung. Wichtig: Bei dem von einem fachlichen Leiter "geführten" Aufstellen wird der Seminarleiter oft "Aufsteller" genannt. Bei den Freien Systemischen Aufstellungen ist der Aufsteller der aufstellende Teilnehmer selbst.
Stellvertreter ist derjenige Teilnehmer aus der Gruppe, der für die Aufstellung zur Verfügung steht und eine Stellvertreterrolle (Stellvertretung) übernimmt.
Beobachter ist derjenige Teilnehmer, der die Aufstellung von außen still beobachtet, ohne als Stellvertreter beteiligt zu sein.
Leiter ist derjenige, der die Aufstellung leitet, eventuell den Stellvertretern Fragen stellt, ihnen Anweisungen gibt, experimentiert, ausprobiert, nach besseren Positionen, besseren Gleichgewichten, Lösungen oder Erkenntnissen sucht etc. Der Aufsteller (Chef) kann selbst der Leiter seiner Aufstellung sein, er kann aber auch jemand anderen aus der Gruppe (oder auch den Organisator) als Leiter seiner Aufstellung bestimmen. Und wenn der Aufsteller (Chef) nicht zufrieden ist, wie der Leiter seine Aufstellung leitet, kann er ihn korrigieren/begrenzen oder den Leiter wieder aus seiner Leitungsfunktion entlassen und selbst die Leitung übernehmen. Der Aufsteller (Chef) ist immer dem "angestellten" Leiter übergeordnet - und der Leiter muss "gehorchen" oder seine Leitungsfunktion abgeben.
Frei
Der Begriff "frei" wird bei der von mir begründeten Freien Aufstellungsarbeit dafür verwendet, dass der aufstellende Teilnehmer frei und autonom über seine eigene Aufstellung bestimmt (frei von Regelungen und Begrenzungen anderer Personen) und diesbezüglich immer der "Chef" ist und bleibt. Diese neue Rangfolge bei der Aufstellungsarbeit, in der nun nicht mehr der Seminarleiter, Coach, Berater, Heilpraktiker oder Therapeut über den Ablauf der Aufstellung bestimmt und Entscheidungen dafür fällt, habe ich im Jahr 2003 als erster eingeführt und damit den Weg für "freie" Aufstellungsformen geebnet. In diesem Sinne meinen Bezeichnungen wie "Freie Aufstellungsarbeit", "Freie Systemaufstellung", "Freies Systemisches Aufstellen", "Freies Aufstellen", "Freies Familienstellen", "Freie Organisationsaufstellung" etc. alle dieselbe "freie" Form - auch wenn sie sich inhaltlich etwas voneinander unterscheiden. Sie haben alle die von mir eingeführte Rangfolge gemeinsam, dass der aufstellende Teilnehmer/Klient/Patient selbstständig und frei über seine eigene Aufstellung bestimmt, frei mit ihr umgehen kann und darf, dadurch letztendlich der "eigenverantwortliche Chef" für seine Aufstellung ist und alle anderen sich freiwillig seinen Wünschen für seine Aufstellung "unterordnen" (wer bei der Aufstellung nicht mlitmachen möchte, bleibt in der Beobachterposition).
Resonierende Empfindung
Der von mir eingeführte Begriff "Resonierende Empfindung" steht für das Resonanz-Phänomen, das vorrangig bei Stellvertretern in Aufstellungen zum Vorschein kommt und bisher "Repräsentierende Wahrnehmung" (Varga von Kibéd und Sparrer) genannt wurde. Da dieses Phänomen nach meinen Beobachtungen auch im Alltag vorhanden ist, erscheint mir die Begrenzung auf ein "Repräsentieren" zu eingeschränkt. Der umfassendere Begriff "Resonierende Empfindungen" würdigt meines Erachtens das Resonanz-Phänomen allumfassender - auch wenn die Tatsache der wirklichen "Resonanz" wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen werden konnte. Die von über hunderttausend Teilnehmern bestätigte Empirie dieses Resonanz-Phänomens genügt mir, um hinter diesem Begriff ein stabiles Fundament zu behaupten.
Damit das Freie Aufstellen auch wirklich auf Augenhöhe stattfindet und frei und eigenverantwortlich für jeden bleibt, sollten nach meiner bisherigen langjährigen Erfahrung folgende Rangfolgen und Regeln von allen Personen eingehalten werden:
Entscheidungsrangfolgen
für die gesamte Veranstaltung:
1. Organisator (sorgt für die Einhaltung der Rangfolgen und Regeln und organisiert, wer aufstellen darf)
hat Vorrang vor
2. allen Teilnehmern.
für die einzelne Aufstellung:
1. Aufsteller (entscheidet als Chef seiner Aufstellung immer frei, selbstständig und eigenverantwortlich)
hat Vorrang vor
( 2. evtl. Leiter - vom Aufsteller gewählt, wenn der Aufsteller nicht selbst leiten mag
hat Vorrang vor)
3. alle übrigen Personen (Stellvertreter, beobachtende Gruppe, Organisator)
Bemerkungen dazu:
Entscheidend bei den Freien Systemischen Aufstellungen ist, dass der Aufsteller immer Vorrang hat - selbst vor dem Leiter seiner eigenen Aufstellung. Alles, was der Aufsteller bezüglich seiner eigenen Aufstellung entscheidet, ist von allen anderen Personen zu berücksichtigen und zu achten. Falls gewertet wird, dann nur als "persönliche Meinung". Der Organisator von Freien Systemischen Aufstellungen hat die Hauptaufgabe, darauf zu achten, dass der Aufsteller immer diesen Vorrang behält und niemals von anderen Teilnehmern (oder vom Organisator selbst) "vom Thron" gestoßen wird.
Dabei ist jeder Teilnehmer und auch der Organisator frei, selbst zu entscheiden, ob man dem Aufsteller für seine Aufstellung zur Verfügung steht - und wenn ja: unter welchen Bedingungen.
Die Eigenverantwortung beim Freien Aufstellen kann jeder frei ausüben, wenn folgende Regeln eingehalten werden:
1. Alles gehört dazu - auch die folgenden Begrenzungen:
2. Der Organisator setzt Grenzen für Veranstaltung, Raum und sich selbst.
3. Der Aufsteller setzt Grenzen für seine Aufstellung und sich selbst.
4. Die Stellvertreter setzen Grenzen für ihre Rolle und sich selbst.
5. Die übrigen Teilnehmer setzen Grenzen für sich - oder gehen aus dem Raum.
= Jeder handelt eigenverantwortlich (kein Gruppendruck, keine "allgemeinüblichen"
dogmatischen Grenzen oder Anweisungen, sondern nur "persönliche" Grenzen)
Für jeden Teilnehmer ist es wichtig sich bewusst zu sein, dass während und nach den Workshops keine therapeutische oder ärztliche Unterstützung angeboten wird. Jeder handelt in völliger Eigenverantwortung.
Weil bei dieser freien Form der Systemischen Aufstellung alles auf Augenhöhe geschieht und keine Verantwortung für andere Personen übernommen wird, kann auch jeder damit experimentieren und sie selbst durchführen. Dabei sorgt jeder für sich selbst.
Vertraue immer deinem eigenen Gefühl und Verstand.
Welches fantastische Potenzial hinter diesen Rangfolgen und Regeln steckt, kannst du unter "Potenzial" nachlesen.
1. Alles gehört dazu.
Es gibt als Ausgangsbasis zunächst absolut keine Beschränkungen. Wirklich ALLES darf zunächst einmal dazugehören. Das bedeutet: Während einer Aufstellung dürfen sich Teilnehmer frei in diese einmischen, sich nebenbei unterhalten, ihre Handys anlassen und notfalls telefonieren, zur Kekse-Theke gehen und naschen, Obst essen, die Gruppe darf unruhig sein etc. Dahinter stehen der Gedanke und die Erfahrung, dass jegliche „zufälligen“ Impulse aus der Gruppe für das gerade aufgestellte Thema und/oder für die aufstellende Person ein Spiegel sein könnten. Doch wem diese große Freiheit zu viel ist, der kann auch für sich entsprechende Grenzen setzen, was in den folgenden Punkten geregelt wird.
2. Der Organisator setzt Grenzen für Veranstaltung, Raum und sich selbst.
Ich als Organisator setze z. B. gerne die Grenze, dass Stellvertreter aggressive Impulse oder ein lautes plötzliches, aggressives Schreien (das die Gruppe erschrecken kann) zunächst ankündigen. Des Weiteren setze ich Grenzen, wenn Stellvertreter unachtsam mit dem Raum umgehen (... bitte Vorsicht bei wertvollen Bildern, Achtsamkeit bei Pflanzen etc.). Manche Organisatoren setzen generell moralische Grenzen. Beispielsweise wollen sie grundsätzlich nicht, dass in ihrer Veranstaltung ein Teilnehmer eine Aufstellung mit dem Ziel durchführt, einem anderen Menschen zu helfen, ohne dass derjenige anwesend ist und ohne dass ein Auftrag dazu gegeben wurde.
Bei mir gehört es jedoch dazu, dass man das ausprobieren kann, ob so etwas eventuell funktioniert oder welche Folgen das hat.
Jeder Organisator darf für seine Veranstaltungen seine persönlichen Grenzen setzen - aber es bleiben seine eigenen Grenzen und sind keine allgemeinen Grenzen der Freien Systemischen Aufstellungen. Dies sollte so auch gegenüber den Teilnehmern kommuniziert werden, damit jeder Teilnehmer weiß: Bei einem anderen Organisator dürfte ich es vielleicht.
Sollte der Organisator bei seinen Grenzsetzungen Unterschiede zwischen den Teilnehmern machen (der eine erhält eine Grenze, der andere nicht), dann sind das keine generellen Grenzen für die gesamte Veranstaltung mehr, sondern individuelle Grenzen. Dies ist aus der Sicht des Freien Aufstellens eine "Einmischung" in die Freien Entscheidungsmöglichkeiten der Teilnehmer über ihre Aufstellungen und gehört nicht mehr zum Freien Aufstellen nach Olaf Jacobsen.
Die Grenze des Organisators, sich selbst für die Aufstellung eines Teilnehmers weder als Stellvertreter noch als Berater zur Verfügung zu stellen, gehört jedoch dazu. Diese Grenze darf er individuell unterschiedlich gestalten.
3. Der Aufsteller setzt Grenzen für seine Aufstellung und sich selbst.
Jeder Aufsteller darf frei entscheiden, auf welche Weise die Gruppe während seiner Aufstellung aktiv sein darf. Soll jeder frei seinen Impulsen folgen? Oder soll sich die Gruppe zurückhalten und Ruhe bewahren? Sollen die Handys ausgeschaltet werden? Darf spontan sich eingemischt werden oder sollte man sich erst melden und reden, wenn man vom Aufsteller dazu aufgefordert wird?
Sobald einem Aufsteller etwas unangenehm wird, darf er Grenzen setzen und die entsprechenden Personen auffordern, damit aufzuhören. Der Organisator unterstützt ihn darin und sorgt dafür, dass die Gruppe sich den Wünschen des Aufstellers auch unterordnet. So kann der Aufsteller seinen eigenen Rahmen und die Richtung bestimmen, seine Eigenverantwortung frei ausüben und sich vor zu großen Schritten schützen. Wer die individuellen Grenzen des Aufstellers nicht mag, muss dafür nicht zur Verfügung stehen und kann sich für diese Aufstellung als Beobachter zurückziehen oder aus dem Raum gehen.
4. Die Stellvertreter setzen Grenzen für ihre Rolle und sich selbst.
Wird einem Stellvertreter die resonierende Empfindung in einer Stellvertreterrolle zu viel, kann er sich auch entscheiden, dieser Empfindung nur noch zu 50% oder weniger zur Verfügung zu stehen – oder auch ganz seine Stellvertretung zu beenden. So „wartet“ ein Stellvertreter nicht mehr auf äußere Entscheidungen und rutscht beim Warten eventuell nicht mehr zu tief in die Gefühle einer Stellvertreterrolle, sondern ist im Übernehmen und Spielen der Rolle vollkommen eigenverantwortlich und kann die „Tiefe“ frei für sich steuern .
5. Die übrigen Teilnehmer setzen Grenzen für sich - oder gehen aus dem Raum.
Wenn Beobachter beobachten müssen, wie „unsinnig“ oder „achtungslos“ ein Aufsteller mit seiner Aufstellung umzugehen scheint, und darunter leiden oder sich aufregen („Wie kann man nur...!“) , oder wenn durch die Aufstellung beim Beobachter ein eigenes unerlöstes Thema getriggert wird, was aber gerade nicht erwünscht ist, kann man sich auch jederzeit dadurch schützen, indem man für den Zeitraum dieser Aufstellung den Raum verlässt. Man muss den Aufsteller nicht mehr unbedingt konfrontieren, wodurch Grenzüberschreitungen gegenüber dem Aufsteller provoziert werden könnten. Man kann auch gehen.
Meine Teilnehmer und ich haben in den letzten elf Jahren sehr gute Erfahrungen mit diesen Regeln gemacht. Die Befürchtungen, Vermutungen und Spekulationen, die Aufstellungsleiter und Therapeuten anbringen, die das therapeutisch begleitete Aufstellen praktizieren und vom Freien Aufstellen hören, bestätigen sich meiner Erfahrung nach nicht. Ich lade dazu ein, die Freien Systemischen Aufstellungen nach diesen Regeln eine Zeit lang selbst anzubieten und auszuprobieren und damit Erfahrungen zu sammeln.
Ich empfehle, zur Vertiefung auch die verschiedenen Artikel über Freie Systemische Aufstellungen zu lesen, weil sie dein Verständnis und deine Kenntnisse noch erweitern können. Siehe unter Texte.