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Warum "Geheimtipp"? Weil der Organisator "eigentlich NUR" auf die Einhaltung der Regeln der Freien Systemischen Aufstellungen achten muss, dadurch aber ein enorm starkes Lern- und Lösungsfeld bezüglich des Themas Verantwortung / Eigenverantwortung bietet - ein Thema, das für die meisten Probleme der Menschen und der meisten Probleme in unserer Gesellschaft verantwortlich ist.
Die meisten Probleme, die Menschen mit sich selbst und in Beziehungen zu anderen haben, stehen in enger Verbindung mit dem Thema Verantwortung / Eigenverantwortung.
Schon allein in unserem Schulsystem werden Kinder und Jugendliche durch den "Lehrplan" und durch "Lehrer" daran gewöhnt, die Verantwortung für ihre ganz persönlichen Lernprozesse nach außen abzugeben. Dadurch lernt ein Mensch, eher auf andere "wertende" Menschen zu schauen und sich nach ihnen zu richten (oder gegen sie zu rebellieren). Die Selbstbestimmung und Selbstsicherheit bleiben dabei auf der Strecke. Auch die Selbstbewertung / der Selbstwert gehen dabei oft verloren. Man richtet sich nach den Wertungen, die andere Menschen haben - und hat später auch Angst (Stress, Lampenfieber), bewertet zu werden.
In Auseinandersetzungen zwischen Erwachsenen ist in den meisten Fällen zu entdecken, dass beide sich gegenseitig etwas vorwerfen. Sie wollen, dass der jeweils andere sich ändert. In solchen Dissonanzen taucht die Verantwortungsabgabe aus der Kindheit am stärksten wieder auf. Keiner von beiden schaut bei sich. Keiner sieht die Eigenverantwortung und überlegt, wie er selbst mit der Situation oder mit dem anderen am besten umgehen könnte. Sondern jeder erwartet die Änderung beim anderen, also im Außen. Man gibt die Verantwortung für die Veränderung nach außen ab.
Selbst bei politischen Debatten ist zu erkennen, wie die Politiker nicht nur sachliche Argumente bringen, sondern wie sie zusätzlich die andere Person diffamieren und ihr eine Schuld zuweisen, eine Verantwortung für die Missstände geben. Anstatt selbst die Initiative zu übernehmen und beispielsweise konkrete Verbesserungsvorschläge auf den Tisch zu legen oder selbst zu handeln.
In vielen Situationen bleiben wir Menschen in der Weiterentwicklung stecken, weil wir auf Änderungen im Außen warten und uns beschweren, wenn nichts geschieht (= Verantwortungsabgabe), - anstatt selbst durch eigene Entscheidungen, Haltungsänderungen oder Handlungen Änderungen herbeizuführen (Eigenverantwortung).
Die Regeln der Freien Systemischen Aufstellungen sind so konzipiert, dass jeder Beteiligte vollständig seine Eigenverantwortung in jeder Situation erkennen und trainieren kann (sich also wieder umgewöhnen kann, eigenverantwortlich zu denken, zu fühlen und zu handeln). Wenn der Organisator des Freien Aufstellens eine hohe Qualität hat (siehe Qualität) und es versteht, überall die Verantwortungsabgabe zu entlarven und die Teilnehmer wieder auf die Regeln und Rangfolgen und die Eigenverantwortung aufmerksam zu machen, können sich allein schon dadurch eine ganze Menge "Probleme" in Luft auflösen. Es muss noch nicht einmal konkret am Thema "Verantwortung / Eigenverantwortung" gearbeitet werden. Es genügt, mit scharfem Verstand die Gruppe immer wieder auf die Regeln aufmerksam zu machen und darauf hinzuweisen, wenn die Regeln nicht beachtet wurden und deshalb plötzlich "Verantwortungsabgabe" und "Schuldzuweisungen" möglich wurden.
Das beginnt schon in den Formulierungen bei Stellvertreteraussagen gegenüber der aufstellenden Person, wie beispielsweise: "Du musst deinen Vater dazustellen!" oder "Du redest zu viel und bist zu viel im Kopf. Geh doch mal ins Gefühl!"
Wenn hier der Organisator den jeweiligen Stellvertreter als auch die aufstellende Person darauf aufmerksam macht, dass durch diese Aussage der Stellvertreter zum "Chef" wurde und der aufstellenden Person sagt, was sie zu tun oder zu lassen habe, kann diese Bewusstheit zu einem Bewusstseins- und Lernprozess führen. Die aufstellende Person wird sich wieder bewusst, wo im Leben sie Verantwortung abgibt, wenn sie sich so einer Aussage "unterordnet" und sich nicht mehr fragt, ob es auch für sie selbst stimmig ist. Der Stellvertreter wird sich bewusst, wo er hier in unangemessener Weise sich dominant ausgedrückt hat (und kein "Angebot" zur Verfügung gestellt hat).
Oft gibt es aufstellende Teilnehmer, die sich noch unsicher fühlen, wie sie mit ihrer Aufstellung umgehen können. Hier kann der Organisator alle Möglichkeiten aufzählen und zur Verfügung stellen und dem aufstellenden Teilnehmer zur "Auswahl" anbieten. Gleichzeitig kann er darauf achten, dass seine Vorschläge nur Angebote bleiben und der aufstellende Teilnehmer in Eigenverantwortung auswählt, was sich für ihn stimmig anfühlt. Auf diese Weise kann ein Organisator einem unsicheren Teilnehmer ein Feld bieten, das Aufstellen Schritt für Schritt zu lernen und dafür auch die Eigenverantwortung zu behalten - inklusive des "Nein-Sagens", also des Grenzensetzens, wenn sich etwas unangenehm oder unstimmig anfühlt.
Wird ein Organisator gebeten, die Aufstellung zu leiten, kann der Organisator dabei demonstrieren, wie er sich als "beauftragter Leiter" immer noch dem "Chef" (Teilnehmer) unterordnet und jeder Intervention vom Teilnehmer nachgibt oder auch immer wieder nachfragt, ob es für den Teilnehmer noch in Ordnung ist, was er (der Organisator) hier mit der Aufstellung macht. Dadurch bleibt die Eigenverantwortung des Teilnehmers für seine eigene Aufstellung immer bewusst.
Das klare Kommunizieren aller Regeln der Freien Systemischen Aufstellungen als auch die klare Einhaltung dieser Regeln als auch das geduldige Begleiten und Lehren der Gruppe bezüglich der Regeln erzeugt ein unglaubliches hohes Lernfeld-Niveau bezüglich Verantwortung / Eigenverantwortung. Gerade auch bei Themen, die emotional tief gehen. Denn bei emotional aufwühlenden Themen wird oft die Eigenverantwortung vergessen und man verliert sich in der Verantwortungsabgabe, was zu Krisen führen kann. Findet man aber den Weg zur Eigenverantwortung zurück, so zeigt sich gleichzeitig auch die kraftvolle Lösung für den Teilnehmer.
Der Organisator braucht nur auf die Einhaltung der Regeln zu achten, die Regeln klar zu kommunizieren und sie immer wieder geduldig zu lehren.
Immer wieder erleben wir TeilnehmerInnen, die durch ihre wiederholten Teilnahmen bei den Freien Systemischen Aufstellungen zu einem eigenverantwortlichen Leben zurückgefunden haben.
Wir haben erfahren, dass die Rückkehr zu einem eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Leben eine "Übungssache" ist. Das Gehirn muss sich Schritt für Schritt allmählich wieder umgewöhnen, "eigenverantwortlich" zu denken und zu fühlen. Das braucht meistens Zeit und viele Wiederholungen, bis es sich als neues Denk- und Verhaltensmuster wieder etablieren konnte.
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